Von London über Paris nach Stuttgart

Schon Asterix hatte die Idee, zwischen Gallien und Britannien einen Tunnel zu bauen. Hat dann noch etwa 2.000 Jahre gedauert, aber seit 1994 ermöglicht der Eurotunnel schnelle Bahnreisen zwischen Insel und Kontinent. Die Fahrt nach Paris dauert nicht viel länger als die Ausreiseprozedur am Bahnhof Pancras International... Indem man es so kompliziert macht wie Fliegen, tut man dem System Eisenbahn keinen Gefallen. Aber ein unerreicht großartiges System ist das trotzdem, wenn man bequem sitzen oder im Café einen leckeren Espresso genießen kann, während man mit über 270 km/h durch die Gegend katapultiert wird. Unser 1994 in La Rochelle gebauter Zug ist sehr bequem und bietet reichlich Platz fürs Gepäck. In diesem Zug könnte man es länger aushalten - und bei der hohen Geschwindigkeit ist die Landschaft in Nordfrankreich auch weniger langweilig als bei meiner Radreise letztes Jahr...

Im 50 Kilometer langen Tunnel wird „nur“ 160 km/h gefahren, deshalb dauert die Ärmelkanal-Querung etwa 20 Minuten. Auf der französischen Seite wieder aufgetaucht, sind die Wolken dunkler und die Felder gelber. Aber rechtzeitig vor Paris verschwinden die Wolken und wir sind überrascht von 31 Grad im Schatten - und vom Rechtsverkehr.

Die Aufenthaltszeit in Paris genügt, um gemütlich vom Gare du Nord zum Gare de l'Est zu spazieren und noch einen Kaffee und ein Pain au Chocolat zu genießen. 

Wir haben die Zeitzone zurück zur MEZ gewechselt, wir haben die Währung zurück zum Euro gewechselt - und wir haben 40 Minuten Verspätung. Es ist offensichtlich: wir nähern uns Deutschland, der Urlaub nähert sich dem Ende. Rotwein und Burger bei 320 km/h sind vermutlich die letzten beiden Highlights einer highlightreichen Reise. Es war selten so warm wie im TGV, es gab nie so viel Verspätung wie im TGV, es wurde nie so viel schwäbisch gesprochen wie im TGV. Wir haben wunderschöne Inseln bereist, wir haben hunderttausende Schritte gemacht, wir haben alles, was wir dabei hatten, wirklich gebraucht - außer der Badehose und der kurzen Laufhose. Wir haben viel gelernt (vom Nordirlandkonflikt bis zur Geschichte der Londoner U-Bahn-Architektur), wir haben gut gegessen und noch besser getrunken. In vier Worten: wir haben es genossen.