Von Assuan nach Luxor

Fahrkartenkauf ist nicht ganz so einfach. Ich muss (nach der obligatorischen Taschenkontrolle) wieder zu einem Ticketschalter für Ausländer, wo alles, was man kriegt, ein vielfaches kostet, man aber nicht alles kriegt. Der 12:30 Uhr-Zug ist für Touristen tabu, wir können erst um 14 Uhr nach Luxor starten, im "3rd class train", der aber angeblich eine Klimaanlage hat. Der Spaß kostet 15 € pro Person, das Ticket wird wieder mit Durchschlagpapier per Hand ausgestellt.



Wir haben an dieser Stelle noch nie erwähnt, dass der Reise Know How-Reiseführer Gold wert ist. Er verrät uns nicht nur, was wie sehenswert ist, sondern auch, wie man da hinkommt, welcher Preis angemessen ist und auf welche Tricks man nicht reinfallen sollte. Und trotzdem bin ich vorhin auf einen Trick reingefallen: Ich habe dem Mann auf dem Bahnsteig die Fahrkarte gezeigt, die er dann gleich an sich genommen hat. Erst in dem Moment merke ich, dass er gar kein offizieller Schaffner ist und hole mir gegen seinen Willen sofort das Ticket zurück. Aber zu spät, er hat schon gesehen, welchen Zug und welchen Wagen wir gebucht haben. Der Trick ist: Er führt uns zu unserem Platz und will dann Geld dafür haben, dass er die Fahrkarte wieder rausrückt. Sein Trick funktioniert nicht ganz, weil ich die Fahrkarte schnell genug zurückgeholt habe. Aber er nervt uns penetrant, bis wir im richtigen Wagen sind. Als er Julias Rucksack anfasst, blöke ich ihn so an, dass er endlich aufgibt.

Auf dem Weg zum Zug haben wir uns bei mehreren offiziellen Bahnmitarbeitern rückversichert, dass wir in den richtigen Zug einsteigen - Anzeigen gibt es weder auf den Bahnsteigen noch an den Zügen. Trotzdem leichte Verunsicherung, als zur geplanten Abfahrtszeit der Zug am Nachbargleis losfährt. Und kurz darauf auch der Zug am anderen Nachbargleis... Mit rund 15 Minuten Verspätung setzt sich aber auch unser Zug in Bewegung und rattert gemütlich das Niltal hinab.

Unser Wagen wurde in Ungarn gebaut. Obwohl er relativ neu ist, ist er ganz schön abgerockt und verdreckt. Mit dem Luxus der Alexandria-Fahrt hat das hier nichts zu tun. Es riecht immer mal wieder nach Fäkalien oder Nikotin und die Türen lassen sich nicht schließen, so dass es recht laut ist. Trotzdem: Deutlich bequemer als die ausgesessenen Sitze im Toyota gestern ist es, die Klimaanlage funktioniert auch besser. Außerdem finde ich es schöner, die Fahrt mit einheimischen Nubiern zu verbringen und nicht nur mit anderen Touristen.

Die Landschaft kennen wir schon aus dem Nachtzug, es ist aber auch beim zweiten Mal faszinierend, auf der einen Zugseite Nil und grüne Palmen/Felder zu sehen und auf der anderen Seite gelb-graue Wüste. In Luxor kommen wir genau rechtzeitig zum Sonnenuntergang an.