Das gesamte Straßenbahnnetz in Košice hätten wir heute nicht sammeln können, wir wollten ja erstmal durch die schöne Stadt
bummeln. Der Plan war: wir fahren nur eine Straßenbahnstrecke, und zwar die
lange Überlandstrecke zum riesigen Stahlwerk, die nur zu
Schichtwechselzeiten bedient wird. Den Fahrplan hatte ich lang und breit
recherchiert, die Vorfreude war groß.
Long
Story short: wir waren nie am Stahlwerk, dafür bin ich sämtliche andere
Straßenbahnstrecken gefahren. Warum? Naja, also, bei der
Fahrplanrecherche habe ich eventuell vercheckt, dass hier nicht wie im
Rest der Welt die linke Spalte Montag-Freitag, die mittlere Spalte
Samstag und die rechte Spalte Sonntag/Feiertag heißt. Hier ist es
Schultage/Schulferien/Wochenende. Das kann ja niemand verstehen. Ja gut,
ok, Julia hat es auf den ersten Blick sofort verstanden. Ich hätte sie den Fahrplan recherchieren lassen sollen...
Der
Wirtschaftsgeograph in mir ärgert sich schon bald nicht mehr über das
entgangene Stahlwerk (das heute zu U.S. Steel gehört und bis zu dem ein
ukrainisches Breitspurgleis führt), weil sich der Stadtgeograph in mir
über die spannenden Wohnviertel freut, durch die die anderen Linien
führen. Immer wieder spannend, was man alles sieht, wenn man die
Straßenbahnstrecken einer fremden Stadt abklappert. Heute zum Beispiel
ein sozialistisches Amphitheater, ein Denkmal für Johannes Paul II. an
einer Ausfallstraße und eine riesige Hängebrücke. Das Glück, eine der
alten Tatra-Bahnen zu fahren, hatte ich leider nicht, immerhin habe ich
welche gesehen. Die moderneren Trams sind blau-gelb lackiert, was mich
daran erinnert, dass wir gerade weniger als 100 Kilometer von der
Ukraine entfernt sind.
Die
Straßenbahnen in Košice sind echt flott unterwegs, innerhalb von nur gut
zwei Stunden habe ich alle Strecken abgeklappert. Alle außer einer...
Irgendwann
muss ich also nochmal wiederkommen und die Strecke zum Stahlwerk
fahren. Und dann gibt es ja auch noch diese Pioniereisenbahn am
Stadtrand, bei der an Sommerwochenenden Dampfloks eingesetzt werden...