Auf dem Weg in den Kaukasus sind wir 2017 mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Istanbul nach Ankara gefahren.
Nach Ölschiffen und Raffinerien folgen karge Berge und ein hübsches Tal.
Mit 256 km/h ohne Lärmschutzwand mitten durch den Ort. Im Tunnel unter
einem überdimensionierten Atatürk-Denkmal hindurch. Kurz darauf bei
Sonnenuntergang am schlecht angebundenen Bahnhof von Polatli mitten in
der Pampa halten. Und währenddessen laufen auf den Monitoren über dem
Mittelgang seltsame Filme, die seltsame Produkte wie z. B. große
Vogelflügel, die man sich an den Arm hängen kann, bewerben. Im Wechsel
mit Videos, die z. B. erklären, wie man ein Ei trennt oder eine
Sonnenbrille als Handyhalter verwendet. Wir nennen es Frag-Mutti-TV. Die
Landschaft ist schön, aber die Strecke wird im Lauf der nächsten Jahre
leider mit vielen neuen Tunnels beschleunigt und somit verlangweilt. Wir
beobachten moderne Baustellen und uralte Traktoren. Mähdrescher gibt es
scheinbar keine, kleine Heuballen werden händisch aufgespießt. Ob in
den immer wieder auftauchenden kleinen Zeltsiedlungen die Erntearbeiter
ihr Werkzeug lagern, oder ob es sich um syrische Flüchtlingssiedlungen
handelt, können wir nicht erkennen. Und während der Zug weiter der
Hauptstadt entgegeneilt, vergleiche ich diese Fahrt von Istanbul nach
Ankara mit einer Fahrt von Barcelona nach Madrid. Dort ist die
Landschaft sehr ähnlich, der Zugtyp genau derselbe und die Hauptstadt
ebenfalls mitten im Nirgendwo. Kleinasien als Spiegelung der iberischen
Halbinsel? Vielleicht. Aber es ist schon zu dunkel, um weitere
Vergleiche ziehen zu können.