Caledonian Sleeper

Ich gebe zu, es ist einfach für einen Nachtzug, mich zu begeistern. Ich liebe Nachtzüge. Ich liebe es, abends einzusteigen und morgens woanders aufzuwachen. Ich liebe die Schienenstöße, das Rumpeln, das Schaukeln. Ich kann in Nachtzügen fast immer gut schlafen, auch im Sitzwagen. Ich liebe es, wenn man nachts doch mal wach ist, aus dem Fenster zu schauen und zu versuchen, etwas zu erkennen. Ich liebe es, morgens aufzuwachen und anhand des Kinofilms vor dem Fenster zu eruieren, wo ich bin. Irgendwann muss ich mal eine Liste machen, wo ich schon überall mit dem Nachtzug gefahren bin – und welche Fahrten mir am besten gefallen haben. Auf die Liste kommt dann bestimmt The Canadian zwischen Toronto und Vancouver. Und der Start in meine allererste Interrailreise, zugleich meine erste Nachtzugfahrt überhaupt, von Würzburg nach Kopenhagen. Damals bin ich morgens aufgewacht und habe als erstes Windräder gesehen, bei denen man nur die drehenden Rotorblätter gesehen hat, die Masten waren im Nebel versteckt. Sah aus, wie wenn die Außerirdischen Schleswig-Holstein angreifen. Viele weitere tolle Nachtzugfahrten könnte ich auflisten, aber... und darauf will ich ja eigentlich hinaus: Der Caledonian Sleeper ist der beste Nachtzug, den ich je gefahren bin! Wow, was für ein Zug! Baujahr 2019, alles neu, Dekadenz pur. Mit Full Scottish Breakfast, Whiskyauswahl, Key Card für die Zimmertür, Dusche und Toilette im Abteil – und ganz nebenbei auch noch mit vernünftigen Fahrradstellplätzen. Wenn man dann noch beim Whisky im Speisewagen auf die Nordsee-Steilküste im Sonnenuntergangslicht schaut... und zufällig genau dann kurz wach ist, als der Zug über die großartige Firth of Forth Bridge fährt... was für ein großartiger Urlaubsabschluss. Was für eine tolle Belohnung für über 2.000 Fahrradkilometer. Was für ein schöner Zug. Schade, dass wir in London aussteigen müssen. Ich will mit diesem Zug bis Stuttgart fahren.



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