Den gesamten Reisebericht der Japan-Südkorea-Reise findet man hier.
Ich sitze in einem Hochgeschwindigkeitszug (TGV-Lizenzbau), höre ein
Hörbuch (Michelle Obama) und habe auf dem Klapptisch vor mir die
Einkäufe ausgebreitet, u.a. eine Sandwich-Packung und eine Flasche
Wasser. Kamera und Handy liegen auch vor mir. Rechts von mir das
Fenster, links von mir mein Vater. Im Mittelgang nähert sich ein älterer
Mann unserer Sitzreihe. Plötzlich wird er langsamer, bleibt gar stehen,
blickt auf meinen Klapptisch und beugt sich nach unten. Er greift meine
Sandwichpackung, zieht sie an sich und geht weiter. Völlig perplex
schaue ich ihm hinterher. Bis ich realisiert habe, was da gerade
passiert ist, ist der Typ schon im nächsten Wagen. Und mit ihm mein
Sandwich.
Spätestens mit dieser Szene ist klar: Wir sind nicht mehr in Japan.
So etwas wäre in einem Shinkansen niemals passiert. Wir sind jetzt in
Korea. Das sieht man und das spürt man. Gefühlt haben wir nicht das Land
gewechselt, sondern den Kontinent. Nun sind wir in Asien: Chaos;
unverständliche Schriftzeichen; schwierige Orientierung und
Kommunikation; schlanke, hohe Wohntürme; verrückte Lebensmittelmärkte;
hohe Temperaturen (endlich mal wieder im T-Shirt!). Korea ist komplett
anders als Japan. Und Busan ist wunderschön. Wenn man erstmal verstanden
hat, wie Gepäckschließfächer und Busfahren funktioniert, dann kann man
diese sich an den Pazifik schmiegende Millionenstadt mit ihrer
Frühlingsvegetation aufsaugen. Bis man viel zu früh zurück zum Bahnhof
muss, um den TGV nach Seoul zu erwischen. Aktuell genieße ich die Fahrt
im selbigen und wundere mich, wie aufgeräumt vor dem Fenster alles ist
(Treibhäuser, Wohnblöcke und Gewerbegebiete in Reih und Glied), wie
schön die Berge sind und wie wenige „normale“ Dörfer es zwischen all den
Hochhaus-Städten gibt. Nur auf mein Sandwich muss ich leider
verzichten.