Einer der zahlreichen Bahnausflüge, die ich von meinem Erasmus-Wohnort Wien aus unternommen hatte, führte mich im September 2008 ins Salzkammergut.
Attersee,
Mondsee, Traunsee, Wolfgangsee, Bad Aussee, Bad Ischl, Gmunden,
Hallstatt. Liegt alles im Salzkammergut. Hat man irgendwie alles schon
mal gehört. Das meiste davon habe ich gestern auch gesehen. Mit der
Salzkammergutbahn von Attnang-Puchheim nach Stainach-Irdning durchfährt
man diese schöne Landschaft und kann – wie ich gestern – immer mal
wieder aussteigen, rumlaufen und mit einem der nächsten Züge wieder
weiterfahren. Zum Beispiel in Gmunden, das mit seinen gerade mal 13.000
Einwohnern immerhin (neben Wien, Graz, Linz und Innsbruck als fünfte
österreichische Stadt) über eine eigene Straßenbahn verfügt, welche die
hübsche Altstadt mit dem 2,3km entfernten Bahnhof verbindet – mit bis zu
10% Steigung!
Etwas
enttäuscht war ich vom berühmten Kaiserbad Bad Ischl. Wenn
Kleidungsstücke im Schaufenster soviel kosten wie ich für mein Fahrrad
bezahlt habe und man alleine für den Blick auf die Kaiservilla vier Euro
Eintritt zahlen müsste, dann weiß ich, dass das nicht meine Welt ist.
Nach zwei Stunden bin ich gerne nach Hallstatt weitergefahren.
Genau
genommen zum Bahnhof Hallstatt, die Stadt liegt nämlich am anderen Ufer
des Hallstätter Sees und ist vom Bahnhof aus mit der Fähre zu
erreichen. Ich habe es vorgezogen, am Ostufer zu bleiben und dort (wie
schon in Bad Ischl) ein bisschen durch den Regen zu laufen. Routinemäßig
– als ich nachts vom Donauuferfest zurückkam, war es immer noch richtig
warm! – hatte ich natürlich eine Sonnenbrille im Gepäck, aber keinen
Regenschirm, selbstverständlich war ich auch in einer kurzen Hose
unterwegs. Schließlich war es am Vortag noch über 30°C warm – laut
Lokalpresse auch im Salzkammergut. Ich hatte halt nicht mit dem
bekannten Salzburger Schnürlregen gerechnet, den man hier an vermutlich
360 Tagen im Jahr antreffen kann, weil die Wolken aus dem Nordwesten
nicht über die Berge kommen. Wo sollen sie es auch gelernt haben, in
Holland etwa?
Die
vielen Seen im Salzkammergut sind aber nicht – wie man vermuten könnte –
durch den vielen Niederschlag entstanden, sondern aus eiszeitlichen
Gletscherzungen. Übrigens liegt das Salzkammergut auch nicht – wie der
Name vermuten lässt – ausschließlich im Bundesland Salzburg, sondern zu
72% in Oberösterreich und zu 16% in der Steiermark.
Auf
der Rückfahrt habe ich noch ein besonderes Schmankerl eingebaut und
wollte durch das „Gesäuse“ zurückfahren. Es handelt sich dabei um ein
Durchbruchstal des Flusses Enns, der auf den 16km von Admont nach
Hiefling ein Gefälle von 150 Metern überwindet. Ein fantastisches
Naturschauspiel, das von der Bahn begleitet wird. Der smaragdgrüne Fluss
und die steil aufragenden Felsen erinnern (ebenso wie das Wetter…) an
norwegische Fjorde. Das Gesäuse ist mit das schönste, was ich in den
österreichischen Alpen bisher gesehen habe.
Ab
Hiefling war die Strecke unterbrochen, deshalb Schienenersatzverkehr
inklusive Umsteigen. Was gar nicht schlecht war: die Straße führt
nämlich – anders als die Bahnstrecke – nicht durchs Tal, sondern immer
hoch und runter am Hang entlang, so dass sich bei diesem gespenstischen
Wetter (Regen, Wolkenschwaden, Halbdunkel) faszinierende Ausblicke
ergeben. Anders, als man es in Deutschland von Schienenersatzverkehr
gewohnt ist, gab es vernünftige Informationen, einen neuen Bus, der
Bahnschaffner ist mitgefahren und hat die Stationen angesagt usw.
Erst
im zweiten Ersatzbus dann das aus Deutschland gewohnte Bild: kein
Bahnmitarbeiter weit und breit; alter Kässbohrer mit jungem Wilden
hinterm Lenkrad, der kurzfristig einspringen musste, erstmal drauflos
rast, um bald feststellen zu müssen, dass er ja eigentlich den Weg gar
nicht kennt. Die Fahrgäste können aber in solchen Fällen meist helfen,
so dass man schließlich den hell erleuchteten Zug erreicht, der am
dunklen Bahnsteig der schlafenden Gemeinde auf seine Fahrgäste wartet.
Bei diesem idyllischen Anblick kann man sich gar nicht vorstellen, dass
man in zwei Stunden wieder im pulsierenden Wien sein soll…