Dieses Bahnerlebnis aus dem Jahr 2008 lässt sich heute nicht mehr wiederholen, die Ybbstalbahn wurde in einen Radweg umgewandelt, die Bergstrecke ist derzeit außer Betrieb.
Niederösterreich
lässt sich in vier Viertel einteilen: das Waldviertel im Nordwesten,
und weiter im Uhrzeigersinn Weinviertel, Industrieviertel und
Mostviertel. Letzteres stand gestern auf meinem Reiseplan. Es zeichnet
sich aus durch die typische hügelige Landschaft des Alpenvorlandes und
ausgedehnte Streuobstwiesen. Was man ebenfalls im Mostviertel erleben
kann ist die nach Eigenwerbung „schönste Schmalspurbahn
Niederösterreichs“, die Ybbstal-Bergstrecke („Ötscherland-Express“, s.
das Foto mit der Dampflok). Sie ist die Ursache dafür, dass ich gestern
im Mostviertel war. Schließlich wird sie nur an wenigen Tagen im Jahr
(genauso genommen an wenigen Tagen im Sommer) betrieben, und das dann
auch nicht immer mit Dampflokomotiven. Kurz und knapp: ich musste sie
gestern fahren, danach wäre es nicht mehr gegangen.
Das
erklärt, warum ich bei so einem nasskalten Sauwetter wie gestern
(Tageshöchsttemperatur 9°C, Dauerregen bis in den Nachmittag hinein)
nicht in Wien geblieben bin und Hausarbeit geschrieben und ins Theater
gegangen bin.
Trotz
des Wetters hat sich die Fahrt gelohnt, wenngleich der erwartete
Ausblick auf das Ötscher-Massiv wegen der stark eingeschränkten
Fernsicht nicht möglich war. Wegen der angelaufenen Scheiben hat man
sich die meiste Zeit auf der Plattform zwischen den Waggons aufgehalten,
wo es anscheinend so (nass-)kalt war, dass auch der Foto seinen Dienst
aufgegeben hat. Meine Hände waren auch schon kurz vorm einfrieren, durch
einen Bergauf-Sprint am Zielort Lunz am See konnte ich mich aber wieder
auftauen. Von frieren zu schwitzen dauert es bei einer Luftfeuchtigkeit
von knapp 100% bekanntlich nicht lange…
In
Lunz am See kann man dann mit der „normalen“ Ybbstalbahn weiterfahren,
einer der letzten verbliebenen Schmalspurbahnen der Österreichischen
Bundesbahnen (und somit auch mit normalen ÖBB-Tickets benutzbar). Bei
760 mm Spurweite (statt der üblichen 1435mm) kann man tatsächlich von
einer schmalen Spur sprechen. Die Züge (s. das Foto mit der roten Lok),
die mit maximal 60 km/h mehr als eineinhalb Stunden lang durch das Tal
rumpeln, würden auch problemlos als Museumsbahn durchgehen.
Die
Zweigstrecke nach Ybbsitz habe ich auch noch mitgenommen und dort ein
paar Streuobstwiesen erwandert. Im ansprechend sanierten Dorfzentrum
findet man viele Eisenskulpturen, schließlich verläuft hier die
„Eisenstraße“. Am Marktplatz hängen die obligatorischen Aushänge von
Gesangs-, Musik- und Imkerverein; vertraute Volksmusikklänge dringen aus
dem Gemeindezentrum nach außen. Nur zu essen findet man hier sonntags
nicht viel…